Vereinigungsgottesdienst - Die Predigt von Superintendent Florian Kunz

Vereinigungsgottesdienst - Die Predigt von Superintendent Florian Kunz

Vereinigungsgottesdienst - Die Predigt von Superintendent Florian Kunz

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Vereinigungsgottesdienst - Die Predigt von Superintendent Florian Kunz

Am 12. Januar 2025 feierten wir in einem Vereinigungsgottesdienst in der Lutherkirche die Vereinigung der Luther- und der Wichern-Radelandgemeinde zur neuen "Kirchengemeinde im Norden Spandaus". In seiner Predigt sprach Superintendent Florain Kunz über Matthäus 2,1-12: „Unter einem guten Stern“. Lesen Sie hier den vollständigen Predigttext:


Liebe Festgemeinde!

Lutherkirche

Unter einem guten Stern … sind sie damals losgezogen: Zwei oder drei oder mehr. Wie viele es waren, davon sagt die Bibel nichts. Aber dass es Weise aus dem Morgenland waren, das erzählt sie, Sterndeuter oder Magier. Später hat man ihnen Kronen verpasst – vielleicht wegen der Kostbarkeit der Geschenke, die sie dabeihatten: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und weil es drei waren hat man auch auf drei Männer geschlossen, drei heilige Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Unter einem guten Stern sind sie damals losgezogen. Mit Sternen kennen sie sich schließlich aus - die Astronomen - oder sind es Astrologen? Dieser eine Stern, heller strahlend als jeder Himmelskörper, den sie zuvor mit ihren Teleskopen erspäht haben, hat sie in seinen Bann gezogen, kündigt ihnen die Geburt des Königs aller Könige an. Doch wie das mit guten Sternen so ist, als Navigationssystem sind sie nicht immer ganz zuverlässig. Plötzlich scheint der Stern weg zu sein, hinter dicken Wolken verborgen. Und die Weisen tappen im Dunkeln, sind auf dem Holzweg. Denn sie erwarten das Königskind da zu finden, wo Macht und Pracht, ihren Sitz haben, im Palast des Königs Herodes in Jerusalem. Fehlanzeige! Und Herodes, der judäische Provinzfürst ist „not amused“ über die Neuigkeit der Sterndeuter. Könnte da ein Neugeborenes Anspruch auf seinen Thron haben? Er versucht die Weisen in seine Ränke einzuspinnen, für seinen Mordplan einzuspannen als Kundschafter, Spione gar. Als die Weisen Herodes wieder verlassen, der dunklen Seite der Macht den Rücken kehren, ist der Stern wieder da und führt sie nach Betlehem, die alte Königsstadt Davids. Über einem Stall bleibt er stehen und zeigt den Weisen: Dieser König ist anders als alle Könige. Nicht hoch erhaben, sondern ganz unten zu finden, auf Heu und Stroh, Futterkrippe. Kein starker Herrscher, sondern die Verletzlichkeit in Person, ein Baby – so kommt Gott zur Welt. Und die Weisen? Die Bibel erzählt, sie sind „hocherfreut“ als sie das Kind sehen, beugen sich herab, beten an und tun ihre Schätze auf.

Gottesdienstbesucher

Unter einem guten Stern … sind sie damals losgezogen: zwei oder drei Gemeinden: Wichern-Radeland und Luther. Auf jeden Fall weise Frauen und Männer, mit Gaben, Ideen und der Mission: Wir wollen eins werden, nicht nur Region und Kooperation, sondern Fusion. Aber beim F-Wort kriegt ja mancher schnell Schnappatmung, denn das klingt so wirtschaftlich, technokratisch, irgendwie nach feindlicher Übernahme. Deshalb spricht das Kirchenrecht auch lieber von Gemeindeneubildung. Und wir feiern heute Gottesdienst zur Vereinigung. Dieses Wort gefällt mir sowieso am besten, klingt nach Hochzeit und Einheitsfeier.

Vereinigungstaler mit Logo

Unter einem guten Stern … steht dieser Tag: Epiphanias. Die Erscheinung des Herrn und zugleich die Geburt einer neuen Gemeinde. Und die hat einen neuen Namen. Nach einem Ideenwettbewerb mit vielen kreativen Vorschlägen und wilden Wortverbindungen hat sich ein pragmatischer Name durchgesetzt, einer der sagt wie es ist: „Evangelische Kirchengemeinde im Norden Spandaus“. In der Kürze liegt eben nicht immer die Würze und mit ein wenig Übung lässt sich das unfallfreier sprechen als „Evangelische Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz“ Unser Bischof spricht auch gern von „Evangelisch im Osten“. Heute also „Evangelisch im Norden – im Norden Spandaus natürlich“. Oder „Nordish by nature“ um die Hip-Hop-Gruppe „Fettes Brot“ zu zitieren. Neben dem neuen Namen gibt es auch ein neues Gemeindelogo: Ein schwungvolles Kreuz und darüber ein angedeutetes Dreieck. Sieht einfach aus, hat es aber in sich: Das Kreuz als Christuszeichen erinnert an das Logo des Kirchenkreises, welches die kreuzförmige Silhouette unseres Bezirks nachzeichnet. Das Dreieck hat viele Bedeutungen. Da klingt natürlich die Dreieinigkeit Gottes an, aber es beschreibt auch die Dreiecksbeziehung der Gemeindestandorte: Wichern – Radeland – Luther. Und es symbolisiert eine Kompassnadel und die zeigt wie jeder weiß stets nach Norden. „Nordish by nature“. Und ich finde, das angedeutete Dreieck hat auch etwas von einem Dach. Wie gut, dass nun Wichern – Radeland und Luther unter einem Dach vereint sind. Bis dahin war es ein weiter Weg, den die Gemeinden aber mit enormen Tempo zurückgelegt haben, wie ich finde. Die Steuerungsgruppe aus Ältesten und Pfarrpersonen, kundig begleitet von Kerstin Engelhardt aus dem Kirchenkreis, hat vorgedacht und die Bahn bereitet. Die GKRs haben in vielen gemeinsamen Sitzungen und auf Klausurfahrt die wesentlichen Knackpunkte geklärt. Die beruflichen Mitarbeitenden haben in ihren Feldern die Zusammenarbeit auf neue Füße gestellt. Und Karsten Dierks hat durch die Übernahme der Geschäftsführung beider Gemeinden dem Vereinigungsprozess im Endspurt noch einmal zusätzlichen Schwung gegeben. Viel Vertrauen ist gewachsen, auch bereits durch die langjährige Zusammenarbeit in der Region zu der auch die Stiftsgemeinde im Johannisstift gehört. Die Freude aneinander ist spürbar geworden. Natürlich gab es auch Ängste, Widerstände, Schwierigkeiten, aber ich hatte immer das Gefühl, hier sind engagierte Menschen unterwegs, die sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lassen, freundlich, nüchtern, immer lösungsorientiert und mit der Gelassenheit, dass manches noch unfertig bleibt. Von Herzen Dank, Ihnen allen für diesen Weg!

Musikalisches im Gottesdienst

Unter einem guten Stern … breiten die Weisen ihre Schätze aus, ihre Gaben für das Kind: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Auch Sie, liebe Geschwister sind solche Weisen, die ihre Gaben einbringen in die neue Gemeinde – und jede Gemeinde ist ja der Leib Christi, das Kind in der Krippe. Ihm schenken Sie von Ihrer Zeit, Ihrer Leidenschaft, Ihren Ideen. Da gibt es die mit dem Gold. Vielleicht sind das alle, die sich umsichtig um die Finanzen sorgen, die GKR-Mitglieder, Wirtschafterinnen und Wirtschafter, die Küsterinnen und alle, die das Gemeindeleben mit ihren Spenden unterstützen. Vielleicht meint es auch die, die sich um das Betongold – die Gebäude sorgen, neue Ideen für die Nutzung entwickeln. Vielleicht sind die mit dem Gold auch alle, die für den Glanz sorgen und für das was ausstrahlt. Für Blumen auf dem Altar und andere gedeckte Tische, die Bilder und Berichte in den Gemeindebriefen. Das sind die Mitarbeitenden in den Kitas, die Jugendmitarbeiterin und die Konfir-Teamer. Was Sie tun, ist wirklich Gold wert. Dann gibt es die mit dem Weihrauch, alle die daran mitwirken, dass Menschen Zeiten und Orte haben, an dem sie ihre Gebete aufsteigen lassen können, bei Predigtreihen, Abendgottesdiensten, Orgelwinter: Die Pfarrerinnen und der Pfarrer, Lektorinnen und Prädikanten, Kirchenmusiker:innen und Chorsänger und auch diese schöne rote Orgel ist Weihrauch, den man hören kann. Und schließlich ist da die Myrrhe. Salbe für so manche Wunden. Vielleicht steht sie für das Diakonische Herz der Gemeinde: Laib und Seele, Besuchsdienst, Stadtteilmütter und so viele Beratungs- und Hilfsangebote in Kooperation mit dem Gemeinwesenverein. Gold, Weihrauch und Myrre, reich bepackt mit Gaben, gehen Sie zu Krippe, die an so vielen Orten im Norden Spnadaus steht. Sie sind ein Geschenk für Gott und die Menschen!

Unter einem guten Stern … schlafen die Weisen schließlich ein. Und im Traum befiehlt Gott ihnen nicht zu Herodes zurückzukehren. So ziehen sie auf einem anderen Weg zurück in ihr Land. Den Traum der Weisen hat ein unbekannter Künstler im 12. Jahrhundert auf der Säule eines Kapitells in der Kathedrale von Autun verewigt. Das sieht man die schlafenden heiligen drei Könige unter einer Decke eng beieinanderliegen und sich wärmen, ihre Kronen behalten sie standesgemäß selbst im Bett auf. Und Gott kommt in Gestalt eines Engels zu ihnen, mit einem Finger deutet er zum Stern am Himmel, mit dem anderen Finger berührt er die Hand eines Königs, die auf der Bettdecke liegt. Unter eine Decke … stecken nicht nur die drei Könige, sondern mit der Gemeindevereinigung tut ihr das jetzt auch, liebe Geschwister. Mein Wunsch ist: Wärmt einander im Glauben und im Leben und vergesst das Träumen nicht, bleibt gespannt auf welche neuen Wege ihr von Gott gesandt werdet!

Unterzeichnung der Vereinigungsurkunde

Unter einem guten Stern … steht dieser Tag und dieser Neuanfang: Evangelische Kirchengemeinde im Norden Spandaus. Ich habe mich gefragt, wie künftig die Gemeindeglieder heißen? Die Wichern-Radeländer und Lutheraner, gibt es da eine Sammelbezeichnung? Mein Vorschlag wäre „Nordlichter“. Keine Sorge, Sie müssen jetzt nicht Plattdeutsch lernen, die Berliner Mundart, die sogar in Spandau gepflegt wird, tut es auch. „Nordlichter“ weil Jesus uns verheißt: Ihr seid das Licht der Welt, lasst euer Licht leuchten! Ja, liebe Geschwister, lasst leuchten, bleibt ausstrahlend im Norden Spandaus, tragt das Licht weiter - das Licht, das aus der Krippe strahlt, das Licht das Jesus Christus ist.

Unter einem guten Stern, unter einem Dach, unter einer Decke: Evangelische Kirchengemeinde im Norden Spandaus. „Nordish by nature“. Ich gratuliere und freue mich! Gottes Segen auf allen neuen Wegen!

Amen.

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